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"We don’t sell sneakers – we sell stories!"

Live on Stage: Oliver Baumgart – heute im Plot-Interview

We don’t sell sneakers – we sell stories! Unter diesem Motto machten Oliver Baumgart und Mischa Krewer vor acht Jahren ihre Leidenschaft zum Business. Die beiden Turnschuh-Fanatiker betreiben heute einen der größten Sneaker-Onlineshops Europas (www.43einhalb.com) und sind mit zwei Läden in Fulda und Frankfurt erfolgreich. Welche Rolle Geschichten im Handel spielen, selbst wenn man Topmarken wie Nike, adidas & Co. im Regal stehen hat, erzählt Oliver Baumgart im Plot-Interview.

 

Interview von Petra Sammer

Oliver, erst einmal kurz zu eurem Unternehmen. Was ist die Story hinter dem Firmennamen „43einhalb“ und was genau macht ihr?

Mischa und ich waren in der klassischen Werbung – und nebenbei Blogger für unser gemeinsames Sneaker Onlinemagazin. Wir sind leidenschaftliche Turnschuhsammler – und wie viele Influencer waren wir damals auf Freiware aus. Mischa trägt regulär Schuhgröße 43, ich 44,5. 43einhalb ist die Größe, die uns beiden passt und die für unendliche „Schere, Stein, Papier Sessions“ um das entsprechende Freiwaren-Paket sorgte. Größentechnisch ist 43einhalb somit unser gemeinsamer Nenner. Und bei der Gründung unseres eigenen Sneaker-Ladens fanden wir den Namen ok. Abgesehen davon hatten wir auch nur furchtbare Alternativen. Somit blieb es bei 43einhalb. Seit 2011 verkaufen wir unter diesem Namen Sneaker, stationär in unseren Läden in Fulda und Frankfurt und online unter 43einhalb.com.


Ihr zählt zu den erfolgreichsten Sneaker-Händlern in Europa. Wer einen ausgefallenen Schuh sucht, sollte auf www.43einhalb.com bei euch vorbeischauen. Als Onlinehändler möchte man meinen, dass so etwas wie Storytelling gar nicht notwendig ist. Produktpräsentation und Preis müssten doch reichen, um eure Kunden zu informieren – schließlich sind das ja Fans, die ganz gezielt suchen. Trotzdem setzt ihr aber immer wieder auf aufwändige Inszenierungen und Geschichten. Warum ist euch das wichtig?


Seit der Gründung haben wir 43einhalb nie als Händler, sondern vielmehr als Werbe-, Event- und Marketingagentur für unsere eigenen Produkte und Marken gesehen. Storytelling war von Anfang an der wichtigste Bestandteil von 43einhalb, nicht nur in Bezug auf Marketing, sondern vielmehr als Teil der Unternehmensphilosophie. Wir möchten nicht einfach nur eine bestehende Nachfrage bedienen, das ist und wird vermutlich für die nächsten Jahrzehnte die Rolle von Amazon sein. Wir sehen unsere Aufgabe als leidenschaftliche Turnschuhsammler darin, genau diese Leidenschaft für unsere Produkte zu transportieren und Nachfrage zu generieren – und das funktioniert mit Geschichten deutlich besser als mit Retargeting-Bannern.


Mit euren Stories und Veranstaltungen rund um Marken und Produkte gestaltet ihr „Erzählräume“, in denen ihr selbst Geschichten anbietet, in denen ihr aber auch die Fantasie eures Publikums, eurer Kunden anregt. Ihr arbeitet dabei meist mit sehr starken Marken wie Nike, Adidas oder New Balance. Anscheinend reicht die Strahlkraft dieser Brands allein aber nicht mehr aus. Wie wichtig ist die Story rund um ein Produkt und wie stark muss heute der Kunde dabei involviert werden?



Die Strahlkraft großer Brands ist grundsätzlich enorm, ich behaupte jedoch mal, dass es immer mehr Menschen mit Strahlenschutzanzügen gibt 🙂 Jede Marke kommuniziert auf ihre eigene Art und Weise – was zwangsläufig dazu führt, dass sich Menschen angesprochen fühlen, Vertrauen aufbauen oder im extremen Gegenteil abwenden. Vertrauen spielt beim Kauf eines Produkts eine unglaublich große Rolle. Somit ist wichtig, dass sich unsere Kommunikation von der unserer Lieferanten unterscheidet oder zumindest eine 43einhalb Färbung bekommt. Dadurch sprechen wir mit unseren Geschichten Menschen an, die sich nicht zwangsläufig von der direkten Markenkommunikation angesprochen fühlen. Im besten Fall können wir Kunden sogar dazu bewegen, den Strahlenschutzanzug in unserer Umkleidekabine zu lassen.

Die Geschichte um ein Produkt ist dabei essentiell für uns. Je mehr Gestaltungsspielraum wir selbst für eine Story haben, desto besser können wir sie für unsere Kunden erzählen. Die Relevanz erhöht sich um ein Vielfaches, je tiefer unsere Kunden selbst in die Geschichte involviert sind.

Trotz eures großen Erfolges online und international gibt es euch auch im stationären Handel – also mit richtigen Läden in Fulda und Frankfurt. Eine aktuelle Studie von TNS/Kantar bestätigt euch, denn angeblich ist „Experiential Marketing“ das nächste große Ding. Aber glaubt ihr wirklich, dass man Kunden langfristig von der Couch in einen Laden locken kann- oder ist „experiential“ nur ein kurzfristiger Hype?


Leider ist es mit Marketing-Hypes ähnlich wie in der Mode, alles kommt mal wieder. Für mich hat „Werbung“ seit ihren ersten Gehversuchen Unternehmen über Jahrzehnte vom Kunden weg entwickelt und eine Distanz zwischen Kunden und Unternehmen aufgebaut. Insbesondere die durch Social Media geschaffene Transparenz der letzten Jahre lässt die Fassaden aller Unternehmen plötzlich gläsern werden. Statt auf hochpolierte Fassaden von „Marken“ blickt man auf unaufgeräumte Schreibtische von Menschen. Ich persönlich mag den philosophischen Ansatz „Menschen sind ihre Geschichten“ – denn in seiner Konsequenz bedeutet er, dass Unternehmen die Geschichten ihrer Mitarbeiter und Kunden sind. 

So verführerisch Couch und Tablet auch sind, authentische Geschichten finden im echten Leben statt und werden online weitererzählt. Gleichzeitig darf der hohe Anspruch des Kunden, den er von digitalen Erlebniswelten gewohnt ist, auf der Ladenfläche nicht enttäuscht werden. Wir haben dies zu unserem Store Opening in Frankfurt vor drei Jahren unter dem Begriff „Seamless Commerce“ für uns zusammengefasst. Interaktive Screens verknüpfen sowohl unsere digitalen Bildwelten als auch den Onlineshop mit den Stores. Im besten Fall teste ich bei einem Store-Besuch ein interaktives Feature auf der Ladenfläche, bekomme ein Getränk angeboten, treffe Menschen mit der gleichen Leidenschaft und erzähle wenige Minuten später meinen Freunden via Social Media davon, dass gerade die Liebe meines Lebens neben mir weiße Sneaker anprobiert hat. Unsere Stores und Events sind die direkteste Verbindung, die wir zu unseren Kunden haben. Das unterscheidet uns von Pureplayern und verleiht unserem Onlineshop gleichzeitig eine Seele, einen Raum, der Geschichten entstehen lassen kann. Keine virtuelle Realität kann das haptische Erlebnis ersetzen.

Mit welchen Inszenierungen 43einhalb seine Fans begeistert und dass man für ein paar Turnschuhe auch mal ein böses Schaf in den Wald treiben muss, erfahren Sie auf Plot19, dem Storytelling-Forum am 6. September in München. Oliver Baumgart, Gründer von 43einhalb, wird auf der PlotBühne zusammen mit Brand & Creative Strategist Marc Ruckenbrod und Filmproduzent Philipp Schall über die Bedeutung von Storytelling für Marken, deren Erzählräume und Publikumeinbindung diskutieren. Programm und Tickets unter www.whattheplot.com