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"Ohne eine Geschichte weckt eine Grafik keine Aufmerksamkeit."

Live on Stage: Raimar Heber – heute im Plot-Interview

 

Die besten Infografiken aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gehen durch seine Finger. Raimar Heber ist Art Director der dpa-Infografik in Berlin, ist Autor des meistzitierten Fachbuches zum Thema Infografiken im deutschsprachigen Raum, vor allem aber zeichnet er seit zwölf Jahren zusammen mit einer Jury die besten Grafiken aus Journalismus und  Unternehmenskommunikation mit dem dpa-Infografik Award aus. 

Seinem Auge entgeht nichts und kaum einer hat so wie er die Veränderung des Berufsstandes der Infografiker miterlebt und auch mitgestaltet: Infografiker sind heute schon lange keine langweiligen Schaubildzeichner mehr. Sie sind kreative, visuelle Storyteller, die wertvollen Content produzieren. Am 6. September wird Raimar Heber auf dem Storytelling-Forum Plot19 zu dem Thema „Manipulation und Information“ diskutieren – heute verrät er im Plot-Interview schon einige seiner Positionen:

 

Raimar, kurz zu deiner Person und deiner Aufgabe: Was genau macht ein Art Director bei dpa-Infografik? Was ist dort deine Rolle? 

Wir haben bei der dpa-infografik GmbH eine Vielzahl von Produkten – von kleinen Charts, die wenige Zentimeter breit und eher trocken und monochrom sind bis zu Kindergrafiken mit verspielten, bunten Illustrationen. Wir stellen auch halbautomatische Diagramme her, z.B. bei Wahlen, die sich selbst aufbauen. Das größte Format sind XXL-Grafiken, die eine ganze Zeitungsdoppelseite füllen können.

Was mir wichtig ist: Alle Produkte müssen klar strukturiert und leicht zu verstehen sein. Auch sollen sie einen hohen ästhetischen Anspruch haben und technisch perfekt realisiert sein.

Meine Aufgaben: Ich nehme an Redaktionskonferenzen teil, rede mit Kollegen, akquiriere Aufträge, verhandle mit Kunden, suche Ideen, beauftrage Grafiker, bespreche Ergebnisse, lege manchmal selber Hand an Grafiken an, suche nach Weiterbildungsmöglichkeiten für meine Kollegen – und stelle sicher, dass wir Umsatz machen. Und: ich genieße es, den schönsten Job zu haben, den ich mir vorstellen kann.

Auf Plot19 diskutierst du über das Thema Storytelling und die Verantwortung, die Storyteller haben. Im Zusammenhang mit „Infografiken“ mag das manche irritieren. Denkt man doch bei einer „informativen Grafik“ erst einmal an nüchterne Daten und Fakten und nicht an eine „Geschichte“. Infografiker sind aus deiner Sicht visuelle Storyteller. Warum?   

Stimmt. Viele denken bei informativen Grafiken erst einmal an nüchterne Daten und Fakten und nicht an eine Geschichte, aber:

  • Ohne eine Geschichte weckt eine Grafik keine Aufmerksamkeit.
  • Ohne eine Geschichte erinnert man sich nicht an die Grafik.
  • Ohne eine Geschichte wird nicht darüber geredet.

Wie auch? Nackte Zahlen? Magst du es, wenn ich dir nackte Zahlen vorlese? Wenn die Grafik selbst keine eigene, abgeschlossene Geschichte ist, ist sie immer mindestens Teil einer größeren Geschichte.

 

 

Der Umgang mit Fakten und Daten scheint im öffentlichen Meinungsumfeld immer schwieriger. Für das Publikum ist kaum mehr zu unterscheiden, was wahr und was falsch ist. Und es ist auch kaum mehr zu überprüfen. Siehst du Infografiker heute mehr in der Verantwortung als früher?  

Nein und ja. Nein, wir stehen nicht mehr in der Verantwortung als früher, weil Infografiker immer eine Verantwortung zu tragen hatten! Und die meisten waren sich dessen auch bewusst. Ja, wir tragen mehr Verantwortung als früher, weil die Infografik heute mehr im Fokus steht. Niemand will mehr lange Texte lesen. Jeder möchte eine Zusammenfassung, ein Konzentrat. Den meisten reicht das. Und wir liefern das. So gesehen, haben wir natürlich heute mehr Verantwortung zu tragen, weil Infografiken gefragter sind.

Raimar, du diskutierst nicht nur auf der Plot-Bühne, sondern zeigst in der Plot-Exhibition auch eine „Walk-In-Infomap“, eine 3D-Grafik, in der man Daten begehen und erleben kann. Was sollen Besucher dieser Infomap dabei sehen oder vielmehr erleben? Warum hast du dir die Mühe gemacht, eine 2D-Grafik in eine 3D-Grafik umzuwandeln?  

Die Karte zeigt den ökologischen Fußabdruck verschiedener europäischer Staaten. Die 2D-Karte, also flach, gab es schon. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Unterschiede im wortwörtlichen Sinne nicht genug hervortreten. Beispielsweise hat Dänemark 7,1 Indexpunkte und Luxemburg 12,3. Beide sind jedoch in der gleichen Farbkategorie zu sehen. Um solche Abstufungen zu visualisieren, müsste man immer mehr Farben verwenden und Staaten gruppieren, das kann aber sehr schnell unübersichtlich werden. 2D kommt da an seine Grenzen. Daher hatte ich die Idee, in die dritte Dimension zu gehen, um mehr Abstufungen zeigen zu können – und ja, es war schon viel Arbeit…

Aber jetzt können sich die Besucher hinknien, sich auf den Bauch legen, sich mit den Augen auf das Niveau von Griechenland begeben… Ach, da kann man vieles machen.

Was mich aber bei dem Thema nachdenklich stimmt: Guck mal auf die Südosteuropäer. Viele dieser Staaten liegen jetzt noch so bei 2,1 bis 3,0 Punkten. Doch die wollen auch alle bald eine Klimaanlage, ein zweites Auto, die Möglichkeit, an die Copacabana zu fliegen… oder? Einerseits verständlich, andererseits…wohin soll das führen?

 

Wir freuen uns auf Art Director Raimar Heber bei Plot19 – und raten Unternehmen, Agenturen, Grafikern und Journalisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz unbedingt zur Einreichung ihrer besten Arbeiten beim dpa-Infografik-Award 2019: Einsendeschluss ist der 3. Oktober 2019. Alle Infos finden Sie unter: https://www.dpa.com/de/unternehmen/dpa-zeichnet-aus/dpa-infografik-award/

Und alle Infos zu Plot19 – Programm, Speaker und Tickets gibt es unter www.whattheplot.com